die Frage:

Kann man Ostseeräuber mit den gleichen Methoden und Ködern fangen wie Barsch, Zander und Co. im Süßwasser?

Wenn es heißt: “komm wir packen die Sachen und fahren an die Ostsee angeln”, denkt man doch stets an schwere Ruten, Pilker jenseits der 100 Gramm-Klasse, schwerste Jigköpfe mit großen Gummifischen und jede Menge Beifänger. Von den Schmerzen in den Oberarmen am Ende eines Angeltages mal abgesehen. Sicher hat das auch zukünftig seine Berechtigung. Aber es geht auch anders. Einfacher und vor allem leichter. Genau an dem Punkt fing meine Überlegung an: Ich wollte an der Ostsee angeln und dies mit der nahezu gleichen Ausrüstung wie ich das zu Hause auf Barsch, Zander und Co tat. Ob das klappt?

gesagt getan

Das Angeln mit leichtem Tackle am Meer funktioniert vom Ufer gleichermaßen wie vom Boot. Für Uferangler eignen sich besonders Molen, Steganlagen in Häfen und Seebrücken für diese Art der Angelei. Hier erreicht man tiefes Wasser in Wurfweite.  Aber bitte immer auf eventuelle Einschränkungen und Verbote bezüglich der Begehbarkeit achten. Die frühen Morgen- und die Abendstunden sind für Uferangler erfolgversprechender, da die Fische zum Fressen oft sehr nah unter Land kommen.

Wenn es um Flexibilität geht ist es vorteilhafter ein Boot zu nutzen. Um die Köderführung und -kontrolle so optimal wie möglich zu gestalten sollte die Drift des Bootes so gering wie möglich sein. Entweder ankert man am vermeintlichen Spot oder nutzt  einen Driftsack oder auch Treibanker genannt.

Für Bootsangler gilt das gleiche wie im Binnenland. Ein Echolot sollte zur Bootsausrüstung gehören. Damit sucht man sich zum Beispiel  Strukturen, Krautfelder und Kanten an Untiefen.

 

Gefangen wird zu jeder Jahreszeit. Wobei ich persönlich die Herbst- und Wintermonate bevorzuge. In den warmen Monaten ziehen sich die Fische teilweise in tiefere Bereiche zurück und sind dann schwerer zu finden und das Angeln gestaltet sich aufgrund der Tiefe auch etwas aufwendiger. Anders in den kälteren Jahreszeiten. Die Fische kommen näher unter Land um dort ihre Beute zu finden. Das Angeln in Tiefenbereichen bis zirka 20 m ist dann sehr effektiv möglich.

das Gerät

Ich nutze am Meer das gleiche Gerät wie im Binnenland. Ruten in Längen von 1,80 bis 2,70 m und Wurfgewichten im Bereich von 7 bis 40 g. Rollen der Kategorie 2500 bis 4000 bespult mit möglichst bunter gut sichtbarer Geflechtschnur und  einem Durchmesser von 0.15 mm. Tipp am Rande: auch das Angeln mit Baitcaster und Co macht hier jede Menge Spaß.

Vorfächer, Methoden und Köder

Im Prinzip fängt im Salzwasser vieles das im Süßwasser Fische bringt. Beim Angeln auf Dorsche ist meine bevorzugte Methode das Faulenzen mit Jigköpfen bis 20 g. Shads, Twister und andere Gummis bis 12cm kommen dabei zum Einsatz. Vorgeschaltet wird Fluorocarbon mit zirka 7 kg Tragkraft. Unter dem so genannten “Faulenzen” versteht sich, wenn der Köder durch ankurbeln mit der Rolle vom Meeresboden angelupft wird und anschließend bei gestraffter Schnur wieder zum Grund gleitet. Einzig durch die Kurbelbewegung der Rolle wird dem Köder Leben eingehaucht. Die Rute liegt dabei passiv in der Hand. Es hat sich bewährt die Anzahl der Kurbeldrehungen stets zu variieren. Die Dorsche verfolgen auch gerne mal den Köder ein Stück. Mitunter merkt man das der Köder attackiert wird ohne das der Fisch am Haken sitzt und erst beim darauf folgenden anlupfen kommt ein vehementer “Tok” der bis ins Handgelenk zu spüren ist. Der anschließende Drill gestaltet sich mit dem leichten Gerät auch bei kleineren Dorschen mitunter schon sehr spannend.

Gerätetipps zum Faulenzen:

die Rute:     Shimano Yasei Aspius; Länge 2,70m; Wurfgewicht 7gr-28gr

die Rolle:    Shimano Rarenium Ci4 2500 FA

die Schurr:  Power Pro 0,15mm; gelb

                      Fluorocarbon Sufix InvisiLine 0,37mm

die Köder:  TriggerX Slop Hopper 4,5″

                      Kopyto 5cm bis 10cm

                      Storm Vertical Shad 10cm

                      Storm Vertical Minnow 10cm

Da die Fische im Meer auch wechselnde Beißlaunen zeigen und die Fangplätze mitunter spezielle Methoden und Techniken erfordern hat es sich bewährt stets eine Finessekombo mit zu führen. Zum Beispiel eine kurze Rute von zirka 1,80 bis 2,10 m und einer kleineren Stationärrolle in der 1000er bis 2500er Größe. Castingruten mit entsprechenden BC Rollen sind ebenfalls geeignet. An diesen kommen dann die altbekannten Carolina- und Texasrigs zum Einsatz. Für den Bau der Vorfächer verwende ich Fluorocarbon in der Stärke 0,30 bis 0,45 mm.

Bei der Köderwahl gibt es auch hier keinerlei Besonderheiten: Gummis aller Art und Creaturebaits bis 12,5 cm. Einfach mal nach den bekannten Kriterien sich durch die Köderbox fischen. Erlaubt ist was fängt und wer fängt hat Recht. Da die Köder mit Carolina- und Texasrig grundnah angeboten werden steigen hierbei auch mitunter Plattfische ein. Dann ist am leichten Gerät Drillfreude pur angesagt.

Gerätetipps zum Finesseangeln:

die Rute:     Shimano Vengeance AX Shad; Länge 2,40m; Wurfgewicht 14gr-50gr

die Rolle:    Shimano Rarenium Ci4 1000 FA

die Schurr: Stroft GTP Typ R; Tragkraft 5,5kg; orange

die Köder:  TriggerX Slop Hopper 4,5″

                      Reins Ring Craw 3″

                      Storm Vertical Minnow 10cm

                      Storm Pro Sand Eel 10cm

Zu guter letzt sei noch das Dropshot Rig erwähnt. Für mich immer wieder ein Muss, das im Meer sehr gut funktioniert. Zum einen setze ich es gern ein, wenn ich feststelle, dass wie oben erwähnt die Dorsche oft nur kurz den Köder attackieren, ohne am Haken zu sitzen. Ich sage in der Situation: “Sie sind zu faul zum faulenzen”. Hier ist das Dropshot Rig der Trumpf. Ein mit zupfenden Bewegungen knapp 30 cm über dem Grund angebotener Köder, kann genau dann überzeugen. Auch an Krautfeldern und Seegraswiesen an denen man keinen Köder grundnah anbieten kann, setze ich das Dropshot Rig ein. Köder und Blei haben einen Abstand von zirka 30 bis 80 cm. Somit versinkt nur das Blei im Kraut oder Gras und der Gummiköder spielt verführerisch über den Pflanzen. Gerade an diesen Plätzen suchen die Räuber ihre Beute.

 

Fazit

Mit meiner Empfehlung ist es möglich mit relativ wenig Aufwand und Investition das Angelrevier vom Süßwasser in das Salzwasser zu verlagern. Nehmt einfach Euer Tackle, sucht euch eine passende Location am Meer und angelt fast wie zu Hause. Denkt einfach! Dann klappt es auch mit dem Fisch.

Die Antwort auf meine Frage: JA, man kann Osteseeräuber mit den gleichen Methoden und Ködern fangen wie Barsch, Zander und Co. im Süßwasser. Oftmals fängt man damit auch richtig große Fische die gerade am leichten Gerät eine Extraportion Drillspaß mitbringen.

viel Spaß Euer Eric

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