Um ehrlich zu sein war das Bauchgefühl am Samstagmorgen um 4.30Uhr nicht das Beste. Es ging nach Rostock um vom kleinen Boot mit leichtem Tackle den Dorschen nachzustellen. Da wir allerdings auch nur den Samstag hatten um auf der Ostsee zu angeln ist das der schnellste Weg ans Element. Thomas von Bootscharter Rostock erwartete uns schon und hatte auch ein sehr gutes Boot parat. Nach einer ausführlichen Einweisung und vielen nützlichen Tipps zum Revier ging es auch rasch los. Von Schmarl bis zum Molenkopf vor Warnemünde sind es nur 25 Minuten. Was im Hafengebiet noch als „etwas nebelig oder diesig“ bezeichnet werden konnte, entpuppte sich kurz hinter der Mole als echte „Waschküche“ mit einer Sicht von zirka 150m bis 250m. Der Wetterbericht versprach aber ab mittags Auflockerung.

Der Plan war den Rand des Fahrwassers entlang der Betonnung zu beangeln. Hier fällt die Wassertiefe von zirka 10m bis auf 14,5m ab. Da der Rest des unmittelbaren Reviers vor Rostock eher unspektakulär ist dürfte eine Chance auf einen guten Dorsch bestehen. Bei einigen Ausfahrten in den Jahren davor hatte sich das oft bestätigt. Allerdings ist dort erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Vor Rostock ist reichlich Schiffsverkehr und so ein Dampfer kann zum einen schlecht bremsen und schiebt zum anderen ganz ordentliche Wellen an. Also Rundumblick und Augen + Ohren auf!

Am zweiten Tonnenpaar sahen wir reichlich Futterfisch auf dem Echolot. Motor gestoppt und Köder raus. Zuerst kam die Drop Shot Montage mit einer Bebleiung von 30gr zum Zuge. Kurz nach dem zweiten Auswurf stieg der erste Ostseeleopard mit sattem „Tok“ auf den Storm Pro Vertical Minnow in orange/pearl ein. Er saß und Dorsch Nummer eins kam an Bord.

 

Storm Vertical Pro Minnow am Drop Shot Rig

So ging das eine ganze Weile und wir landeten einige schöne Fische. Nach dem Umsetzen an eine neue vielversprechende Stelle wehte mittlerweile fast kein Lüftchen und wir drifteten so gut wie gar nicht mehr. Was für unsere Pilkfreunde eher der Graus ist war für uns absolut perfekt. Auch ohne Driftsack bewegte sich unser Boot kaum von der Stelle.

Zeit zum „faulenzen“! Darauf hatte ich gehofft… Die bereits vorbereitete Rute bestückte ich mit einem Trigger X Slop Hopper in pearl. Aufgezogen wurde er auf einen roten Jigkopf mit 18gr. Der so kreierte „red Head“ flog in die glatte Ostsee. Durch die minimale Drift hatte ich besten Kontakt zum Köder. „Faulenzen“ auf der Ostsee wie zu Hause am Baggersee. Das Echolot zeigte in fast allen Tiefenbereichen Fische und nach einer kurzen Weile kam ein „Tok“ bei dem ich dachte mir fährt ein Dampfer in die Schnur. Sofort war klar: hier ist ein großer eingestiegen. Der Fisch riss bei seinen ersten Fluchten schlagartig einige Meter Schnur von der Spule. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab der Fisch nach und wir konnten ihn sicher landen.

 

Ostseeleopard

 

Was für ein Dorsch! Der 4,5“ Slop Hopper war in der riesigen „Futterluke“ fast nicht zu erkennen.

 

“red Head”

Ein kurzes Fotoshooting, dann durfte der Kämpfer wieder zurück in sein Element. Mein Vater der bis dahin seinem Drop Shot Rig treu geblieben war und einige Dorsche verhaften konnte wechselte jetzt auch zu seiner Gummifischrute. Es wurde gemeinsam weiter gefaulenzt. Im Anschluss setzten wir noch so einige Male um. Die Beißlaune der Dorsche ging über den gesamten Angeltag weiter. Wir fingen mit den Jigheads einige sehr schöne und drillstarke Ostseeleoparden. Das Angeln mit unserem recht leichten Tackle erwies sich als enorm fängig. Das Gewicht der Jigköpfe wählten wir nur so schwer wie gerade nötig um die Köderkontrolle und –führung optimal zu gestalten und die Fische hatten auch keinerlei Probleme sich unsere Gummis rein zu hauen. Die Fehlbissrate war selbst ohne Zusatzdrillinge verschwindend gering. Mein Vater griff zwischenzeitlich immer wieder zu seiner geliebten Drop Shot Rute um zu sehen was ein Stückchen weit über dem Grund ging. Am Ende des Tages war klar: die meisten und auch größeren Dorsche bissen direkt über dem Grund auf unsere Jigs. Leider sind die Tage jetzt im Herbst immer zu kurz. Daher ist so ein Angeltag stets viel zu schnell vorbei. Gegen Abend mit schwindendem Tageslicht legten die Dorsche nochmal einen Gang zu und uns fiel es echt schwer die Heimfahrt zum Anleger anzutreten.

Also: ein Griff zum leichten Gerät lohnt sich immer. Dabei einfach denken. Nur so schwer wie nötig und so leicht wie möglich. Eine optimalere Köderführung und Bissverwertung ist garantiert. Es müssen nicht immer spezielle Meeresköder und -equipment sein. Vieles was im Binnenland fängt bringt an der See auch Erfolg.

Wichtig: nach dem Angeln das Gerät vom Salz befreien!

mein Tackle zum „Ostseefaulenzen“:

Rute:        Shimano Yasei Aspius 7gr bis 28gr
Rolle:       Shimano Aernos 3000 FA
Schnur:    Power Pro 0,15mm in der Farbe gelb; Fluorocarbon Sufix InvisiLine 0.30mm
Jigköpfe:  VMC Aberdeen oder VMC Barbarian von 18gr bis maximal 30gr
Köder:      Trigger X Slop Hopper; Trigger X Paddle Tail Minnow; Kopyto King Shad

Geht angeln!
Euer Eric